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Felix Brunner war leidenschaftlicher Bergsteiger. Ein Unfall im Jahre 2009 stellte sein Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf. Durch einen Sturz landete er im Rollstuhl. Von nun an war nichts mehr so, wie es war. Die aktuelle Coronapandemie erinnert ihn stark an seinen Gefühlszustand nach dem Bergunfall. Isolation, Selbstzweifel, Perspektivlosigkeit – all das empfand Felix zu der damaligen Zeit. Diese Zustände sind momentan auch für viele Kinder und Jugendliche aktuell. Denn durch die Coronapandemie, in welcher sich jeder sozial distanzieren muss, erleben vor allem sie eine psychische Belastung, die sie so nicht kannten. Auch ihre Welt veränderte sich von einem Moment auf den anderen. Keine Freunde sehen, Digitalunterricht und ein ständiges „Stay at home“ sind der Alltag vieler Schülerinnen und Schüler. Doch Felix Brunner zeigt, wie man sich in der aktuellen Pandemie tapfer durchschlagen kann. Wie schafft man es, Motivation in einer solchen ausweglosen Pandemie zu schöpfen? Wie werden wir diese Pandemiemüdigkeit los? Das verriet Felix Brunner den Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsstufe des IGV am Donnerstag, den 20. Mai, um 08 Uhr per Videokonferenz auf Microsoft Teams.

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Felix Brunner während der Videokonferenz (Bild: Felix Brunner)
Felix Brunner ist Markenbotschafter der Hermann Bantleon GmbH. Nach seinem schweren Sturz kämpfte er sich zurück ins Leben. Doch dieser Kämpfer war er nicht immer. Felix erzählt von seiner Kindheit und Jugend, wobei er sich als normalen Jungen beschreibt, der zu seiner Zeit dachte, er sei der Coolste. Für die Schule konnte er sich nicht so begeistern, weshalb er einen Durchhänger in der Pubertät hatte. Die Quittung dafür war, dass Felix die 9. Klasse wiederholen musste. Mit seinen Eltern war er dagegen viel in den Bergen unterwegs. Der Bergsport war immer ein Teil von ihm gewesen, und obwohl er es in seiner Kindheit gar nicht so cool fand, in seiner Freizeit von seinen Freunden getrennt zu sein, war er seinen Eltern im Nachhinein dankbar dafür. Die Berge und der Sport haben sein Leben derart stark geprägt, dass sich das Bergsteigen zu seiner Leidenschaft entwickelte. Klettern im Sommer, Skifahren und Eisklettern im Winter, dafür lebt Felix. Er machte seine Leidenschaft zum Beruf, indem er sich für eine Ausbildung als Bergretter und Krankenpfleger entschied. Seinen Mitmenschen wollte Felix schon immer helfen. Dass er irgendwann einmal auf Hilfe angewiesen sein könnte, daran habe er nie gedacht. „Unverwundbar“ und „unsterblich“ habe er sich gefühlt, wie er in einer seiner Werbespots vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuz berichtet. Doch dann kam der Unfall im Januar 2009, der den Retter zum Opfer machte. Nach einer Eisklettertour in Tirol rutschte Felix auf dem eisigen Rückweg aus und stürzte 30 Meter in ein ausgetrocknetes Bachbett. Dabei erlitt er massive Verletzungen. Felix wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht, in welchem er 13 Monate auf der Intensivstation lag. Seine Verletzungen waren so schwer, dass er acht Monate ins künstliche Koma versetzt wurde. Dabei hatte er keinerlei Bewusstsein und schildert diese Zeit als „lange Zeit der Dunkelheit“. Felix selbst sagte, er sei dem Tod in dieser Zeit näher gewesen als dem Leben. Doch Felix wollte leben. Sein Kampfgeist und die Tatsache, dass er nicht aufgegeben hatte, brachten ihn zurück ins Leben. Nach seinem Krankenhausaufenthalt war er ein Pflegefall. Ohne die Hilfe der anderen, konnte er nichts selbstständig bewältigen. Felix fühlte sich zu dieser Zeit genauso wie sich viele Schülerinnen und Schüler momentan fühlen – verloren. Er wusste nicht weiter, sah keinen Ausweg aus dem Rollstuhl und fühlte sich abgeschottet. Dabei legte Felix zu dieser Zeit eine „Nullbockeinstellung“ an den Tag, die ihn bereits während der Pubertät plagte. Er hatte keine wirklichen Vorbilder mehr und konnte sich für nichts motivieren. Eineinhalb Jahre später besuchte Felix eine Rehaklinik und lernte dort andere Menschen kennen, die ebenso wie er im Rollstuhl sitzen. Sie erzählten Felix von ihrem normalen Leben, dass sie Autofahren können und sogar Sport treiben. Da erwachte in ihm der Kampfgeist, und Felix fand nun Vorbilder, an denen er sich orientieren konnte. Es motivierte ihn zu sehen, dass es auch andere Menschen mit seiner Behinderung gibt, die es wieder zurück ins Leben geschafft haben. Heute ist Felix zwar auf den Rollstuhl angewiesen, aber er kann wieder Auto fahren, Sport treiben und lebt glücklich mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Hund. „Du musst deine Situation akzeptieren. Aber du musst eben auch sehen, was man daraus machen kann. Das war nicht immer einfach.“, erklärte er den Schülern. Auch ihm schien vieles sinnlos, da er diese Situation nicht kannte. Man muss sich jedoch weiterentwickeln und verändern, nur so gelingt es uns allen, diese Zustände wie Isolation und Perspektivenlosigkeit zu überwinden. Seine Message ist, dass jeder neugierig bleiben sollte und vor allem in dieser Pandemiesituation versucht, das Beste daraus zu machen. Wir können weiterhin soziale Kontakte aufrechterhalten, indem wir beispielweise digital kommunizieren. Auch unsere Träume und Ziele dürfen wir nicht in der Coronakrise vergessen – im Gegenteil. Diese sollten weiterhin verfolgt werden. Man muss nur darauf achten, wie man diese Ziele an die aktuelle Situation anpassen kann. Eine Veränderung muss nicht zwingend etwas Schlechtes sein – so ausweglos die Situation auch sein mag. Felix Brunner machte den Schülerinnen und Schülern Mut und motivierte sie dazu, veränderungsbereit zu sein. Denn nur wer sich an die aktuelle Situation anpasst und seinen Alltag dementsprechend verändert, findet aus dieser Krise einen Ausweg.
Nach seinem Vortrag gab es eine offene Fragerunde, in welcher die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Jahrgangstufe ihre Fragen an ihn stellen konnten. Diese beantwortete Felix offen und ehrlich. Auf die Frage, was sich Felix für seine Umwelt im Hinblick auf die Barrierefreiheit wünsche, antwortete der Motivationscoach auf vier Rädern ehrlich, dass Deutschland noch rückständig sei, was das angehe. Er wünsche sich vor allem nicht nur mehr Barrierefreiheit, sondern mehr Akzeptanz gegenüber Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft.
Zum Schluss verabschiedete er sich mit den Worten: „Bleibt neugierig!“

Vielen Dank an die Firma Bantleon, die diesen Vortag gesponsert hat. 
Dea Taslaci