Home

Vogelkunde pur – der Steinadler schlägt zu

In Zeiten der Corona-Krise mit all ihren Bestimmungen und Beschränkungen – auch für uns Schüler – ist es wichtig, die gegebene Freizeit doch sinnvoll zu nutzen. Hobbys können hierbei richtig zur Entfaltung kommen, soweit sie natürlich nicht auf soziale Kontakte angewiesen sind.
Als Schüler der Klasse 8d im IGV habe ich hierbei das Glück, dass ich mich schon seit einigen Jahren voll und ganz der Ornithologie, das heißt der Vogelkunde, verschrieben habe und auch seit zwei Jahren Mitglied im LBV, Kreisgruppe Neu-Ulm, bin. Aus diesem Grund kann ich mich auch während der Corona-Krise in der freien Natur bewegen und mein Hobby ausleben. Ohne mir selbst an dieser Stelle ein Lob aussprechen zu wollen, muss ich dennoch das Glück erwähnen, welches mir bereits vor einem Jahr als Vogelbeobachter beschieden war. Bei Buch konnte ich nämlich die deutschlandweite Erstsichtung des aus dem Vorderen Orient eingeflogenen Rotlappenkiebitz machen und ihn auch fotografieren – ohne Foto hätte mir diese Entdeckung sowieso niemand geglaubt. Nun, fast ein Jahr später, war mir wieder eine sehr spektakuläre Beobachtung mit der Kamera möglich, deren Verlauf ich nachfolgend schildern möchte.
Auf einem meiner vogelkundlichen Streifzüge durch den südlichen Landkreis Neu-Ulm zusammen mit meinen Eltern ist es mir am 8. April 2020 gelungen, einen normalerweise nur im Hochgebirge beheimateten Steinadler beim Erbeuten eines Feldhasen zu fotografieren.
Eigentlich wollte ich nur nach der Turmfalkenbrut in der Nähe schauen. Doch als dann alle Krähen und Greifvögel aus der Gegend sich zu einem riesigen Schwarm zusammenfanden, merkte ich, dass etwas anders war. Alles ging nun sehr schnell.

Wischenbarth 1

Beim Landen im Baum sind die zur Altersbestimmung wichtigen Steuerfedern zu sehen. (Foto: L. Wischenbarth)

Plötzlich stürzte ein riesiger Vogel aus dem Schwarm zu Boden und packte sich, von hinten kommend, einen Feldhasen. Sowohl das Jagdverhalten als auch die äußere Gestalt ließen nur einen Steinadler als „Täter“ zu. Doch dieser wurde seit 1970 hier bei uns im Landkreis nicht mehr gesehen.

Wischenbarth 2

Steinadler schlägt Feldhasen. (Foto: L.Wischenbarth)
Allerdings reichte ein Blick in das ornithologische Buch „Die Greifvögel dieser Welt“, der schnell klar machte, dass es sich tatsächlich um einen jungen Steinadler im 1. Winter handelte. Ein paar Wochen später erreichte mich die Information, dass der Steinadler noch öfters, allerdings schon wieder Richtung Alpen ziehend, gesehen wurde.
Auf die Frage, warum der Steinadler an jenem Tag vor Ort war, lässt sich keine eindeutige Erklärung finden. Möglicherweise, da es sich um einen Jungvogel handelt, kann die Vermutung aufgestellt werden, dass die Population der Steinadler in den Alpen schon so hoch ist, dass die Jungtiere auswandern müssen und sich gegebenenfalls neue Reviere außerhalb der Alpen suchen müssen.
Doch brüten werden Steinadler hier im Landkreis niemals, da sie ihre imposanten Horste (Nest eines Greifvogels) auf Felsvorsprüngen oberhalb der Baumgrenze errichten, wo sie normal heimisch sind.
Leon Wischenbarth