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Ziel war jedoch nicht das Freigelände mit seinen historischen "ländlichen Gebäuden", die möglichst unter Beibehaltung ihrer originalen Bausubstanz an ihrem ursprünglichen Standort abgetragen und im Museum originalgetreu wieder aufgebaut wurden, sondern eine Ausstellung, die seit kurzer Zeit in der alten Zehntscheuer als Dauerausstellung eingerichtet ist.

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"Unsere" Schwabenkinder

Sie ist den "Schwabenkindern" gewidmet, und diese Exkursion in Begleitung von Frau Maushart und Frau Ballasch bildet den Abschluss einer Lektüreeinheit, die die Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen in diesem Schuljahr erarbeitet haben. Zwischen Weihnachten und den Faschingsferien lasen die Kinder das Buch "Hungerweg" von Othmar Lang und fertigten dazu ein Lesetagebuch an, in dem sie teils in Einzel-, teils in Gruppenarbeit am Buchtext arbeiteten, aber auch Aufgaben darüber hinaus lösten. So schrieben sie beispielsweise fiktive Brief der Schwabenkinder an ihre Eltern oder Protestbriefe an den Kaiser, malten Bilder und erstellten Plakate zu einer fiktiven Ausstellung.

Unter Schwabenkinder versteht man Kinder, die aus dem Alpenraum, Österreich, der Schweiz, Liechenstein und Italien (Südtirol bis zum Gardasee!) nach Oberschwaben kamen, um als Mägde und Knechte auf den Bauernhöfen der reichen Bauern zu arbeiten. Die ältesten Zeugnisse hiervon stammen aus dem Jahr 1616, und die letzten Schwabenkinder verdingten sich noch bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.  

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Mit solchen Schuhen und einem Rucksack aus einem alten Kartoffelsack zogen die Kinder damals los. 

In einer eineinhalbstündigen Führung erhielten die Schüler zusätzlich zu ihrem selbst erarbeiteten Wissen weiterreichende Einblicke in das Leben der Kinder in ihren Heimatregionen, Eindrücke über die Strapazen auf dem (Fuß-)Weg, den sie so antreten mussten, dass sie am 19. März zum Kindermarkt v.a. in Ravensburg eintrafen. Manche, z.B. die aus dem Trentino oder dem Vinschgau, mussten den Reschen- und Arlbergpass überqueren und waren wochenlang unterwegs. Ein weiterer Aspekt der Ausstellung ist das Leben und Arbeiten der Kinder in Oberschwaben sowie ihre Bezahlung.

Bleibt zu hoffen, dass "unsere" Kinder sich bewusst werden, dass sie historisch gesehen nur einen "Wimpernschlag" und geographisch gesehen nur einen "Katzensprung" vom Schicksal dieser Kinder entfernt sind, ein Glück, das 210 Millionen Kinder in der heutigen Welt nicht haben.

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Nach all dem Elend stellte ein kurzer Abstecher zu den Tieren des Bauernhausmuseums einen willkommenen Ausgleich dar.