Schülerzeitung online: Exkursion nach Fellheim

Im Rahmen des Geschichts- und Religionsunterrichts fuhren alle neunten Klassen am 08.05. nach Fellheim, um vor Ort etwas darüber zu lernen, wie die Juden dort, auch während des Nationalsozialismus, lebten. Anfangs hatten wir eine kurze Führung, um vor allem etwas über die Architektur der Häuser, in denen jüdische Menschen einst lebten, zu erfahren und eigene Eindrücke zu sammeln.

Dabei erfuhren sie zum Beispiel, dass Juden auch schon zu der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg kaum Rechte hatten und nicht einmal eigenen Grund besitzen durften. Die Häuser, in denen diese lebten, gehörten einem Grundherrn, der Mieten von den dort lebenden Juden einsammelte.
Zu diesen Häusern gehörte damals aber kein Garten, der für eigentlich die meisten heutzutage selbstverständlich ist, denn die Grundstücke endeten mit den Hausmauern. Sie durften auch nur bestimmte Berufe, wie etwa Viehhändler, ausüben. Abgesehen davon hatten die Juden aber eigentlich alles, um ihre Bräuche und Kultur auszuleben: eine Metzgerei, einen Gebetsraum, der später dann zu einer Synagoge umgebaut wurde, und einen Friedhof.
Neben dem jüdischen Teil Fellheims gibt es auch noch einen christlichen. Das Dorf ist deswegen auch ein sehr gutes Beispiel für christlich-jüdisches Zusammenleben, da die Kinder unter anderem zusammen zur Schule gingen, was damals nicht oft der Fall war.
Zur Zeit des Holocaust blieb auch Fellheim nicht vom Nationalsozialismus und seinen Ideologien verschont. Nach und nach wurden immer mehr Juden in Konzentrationslager, wie beispielsweise Theresienstadt, gebracht.
Keiner der Fellheimer Juden, die nicht davor geflüchtet waren, überlebte.

Nach der Führung lieferte Herr Herrmann den Schülern einen äußerst informativen Vortrag über die Synagoge und das, was dieses Gebäude alles hinter sich hat. Man könnte es schon fast als Wunder bezeichnen, dass noch so viel von dem einstigen Gebetshaus übrig ist, da es nach dem Nationalsozialismus eine Zeit lang sogar ein Wohnhaus war und bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde. Erst seit 2015 ist die ehemalige Synagoge wieder als solche zu erkennen. Umfangreiche und aufwendige Restaurationen waren dafür nötig. So kann man unter anderem an den Deckenmalereien sehen, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Zwischenwände gestanden haben.

Danach besichtigten alle noch den jüdischen Friedhof. Heute wird dort allerdings niemand mehr beerdigt. Im jüdischen Glauben bleibt ein Friedhof jedoch allzeit ein heiliger Ort. Ein besonderer Moment war es, als Herr Herrmann den überlieferten Abschiedsbrief eines jüdischen Fellheimer Ehepaars an seine Kinder vorlas. Währenddessen begann es zu regnen, was der bedrückten Stimmung entsprach.

Zusammenfassend muss man sagen, dass vieles wirklich interessant war und man auch viele Eindrücke sammeln konnte, wie anders das Leben der Juden im Vergleich zu den Christen damals war. Auch merkt man erst, wenn man von diesen Lebensbedingungen hört, wie gut wir es heute haben und dass nicht alles, was wir als selbstverständlich ansehen, selbstverständlich ist.
Natürlich gab es an der ein oder anderen Stelle Informationen, die wir bereits im Unterricht gehört haben, jedoch wie heißt es so schön: Repetitio est mater studiorum!

Lena Müller, 9b