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Fabio Geda mit Herrn Dr. Schabel und Herrn Schäffer

Damit hat unsere Schule im Rahmen des White Ravens Festivals der internationalen Jugendbibliothek zahlreiche Großstädte als Konkurrenten ausgestochen. Dieses Schmankerl war vor allem für alle Italienischschülerinnen und –schüler der 10. und 11. Jahrgangsstufe gedacht. Aber auch einige Ehemalige, mehrere Lehrer und weitere Freunde der italienischen Sprache genossen diesen literarischen Höhepunkt, der mit italienischem Flair durch caffè und cantuccini umrahmt war.

Fabio Geda wurde 1972 in Turin geboren. Der promovierte Kommunikationswissenschaftler schrieb u.a. für die Tageszeitung La Stampa und verschiedene italienische Zeitschriften. 2007 erschien sein erster Roman „Per il resto del viaggio ho sparato agli indiani“ („Emils wundersame Reise“), der für den Premio Strega nominiert und mit dem Prix Jean Monnet des Jeunes Européens ausgezeichnet wurde. Weitere Romane und Preise folgten.

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Frau Gnannt bei der Begrüßung

Der Schriftsteller las aus seinem erfolgreichen Bestseller „Nel mare ci sono i coccodrilli“ („Im Meer schwimmen Krokodile“), einer wahren Geschichte über das afghanische Flüchtlingskind Enaiatollah Akbari mit trauriger Aktualität. Der Junge wird von seiner Mutter Schleusern übergeben, weil sie nur so sein Leben retten kann. Fortan muss er sich alleine durchschlagen und erlebt in seiner Reise über Pakistan, die Türkei, Griechenland bis nach Italien, wo er heute in Turin lebt, Unglaubliches.

Der Titel des Buches ist einer Textstelle entnommen, in der ein paar Kinder in einem geflickten Schlauchboot das Mittelmeer überqueren, ohne schwimmen zu können. Die einzige Angst, die sie dabei haben, ist die vor Krokodilen, was natürlich völlig unbegründet ist. Diese Metapher zeigt die Naivität der Flüchtlingskinder gegenüber den wirklichen Gefahren ihres Lebens.

Moderiert wurde die Lesung von der Übersetzerin der Bücher Fabio Gedas, Frau Christiane Burkhardt. In einem lockeren Gespräch im Stil eines Interviews wurden zwei Textpassagen gelesen und diskutiert:

Zunächst ging es um das Privileg, Bildung zu erfahren. Enaiatollah, der der etnischen Minderheit der Hazara angehört, muss miterleben, wie seine Schule von den Taliban zwangsgeschlossen wird. Doch damit nicht genug, sie schüchtern alle anwesenden Kinder damit ein, dass sie vor ihren Augen den Direktor und den Lehrer hinrichten.

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Herr Geda mit Frau Burghardt

In einer anderen Textpassage kauft sich der Protagonist von seinen Ersparnissen eine Uhr. Das ändert sein Leben. Während er jahrelang nur ein, wie es der Autor nennt, horizontales Zeitverständnis gehabt hat, also nur im Jetzt gelebt hat, bekommt er nun ein vertikales Zeitverständnis, in dem es auch Vergangenheit und sogar Zukunft gibt.

Anschließend an die kurzweilige Lesung gab es Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei interessierte alle Anwesenden natürlich die Frage, ob Enaiatollah seine Familie wiedergesehen hat und ob der Autor mit ihm gerne nach Afghanistan reisen würde. Fabio Geda, der auch heute noch mit Enaitollah befreundet ist, antwortete folgendermaßen. Der Kontakt bestehe zwar telefonisch, aber zurückkehren möchte und könne dieser nicht. Der Schriftsteller merkt jedoch mit einem Augenzwinkern an, dass ihm das sicherlich den Stoff für ein zweites Buch bieten würde. Enaitollah will aber nichts verdrängen, sondern sich seine Erlebnisse zu Nutzen machen. Dazu studiert er heute Politik, um vielleicht eines Tages etwas verändern zu können.

Diese außergewöhnliche Lesung mit einem berührenden Thema wird sicherlich noch einige Zeit Gesprächsthema am IGV sein. Und wer nun Lust auf die Lektüre dieses ergreifenden Buches hat, kann es sich in der Schulbibliothek auf Deutsch oder Italienisch ausleihen.

Iris Gnannt

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Fabio Geda mit Frau Gnannt sowie Patrik Barbulescu und Tim Jäger, beide 10c, mit ihren gestalteten Ankündigungsplakaten